Von meinem Frühherbst-Ausflug mit Velten in das Böhmische Mittelgebirge. Dort, wo die Labe (Elbe) einen scharfen Knick nach Norden macht und das Gebirge durchbricht (siehe mein Panroama Nr. 8700), befindet sich als einer der südlichsten Punkte des Böhmischen Mittelgebirges der Radobyl (Radebeule). Von diesem schönen Aussichtsberg zeige ich diesmal den Blick nach Osten auf die Stadt Litomerice (Leitmeritz) und auf den Sedlo, einem der höchsten Berge dieses Mittelgebirges. Da wir hervorragende Sichtbedingungen hatten, geht der Blick sogar bis zum Isergebirge und - wie ich nachträglich noch festgestellt habe - sogar bis zum über 100 km entfernten Riesengebirge (Nr. 14070)!!!
Litomerice wurde vor ca. 900 Jahren gegründet. Wegen der verkehrsgünstigen Lage an einer Fährstelle der Elbe und wegen des milden Klimas entwickelte es sich rasch zur Königsstadt unter Wenzel I.. In den Hussitenkriegen unterstellte es sich den ultraquistischen Prager Städten. Später wurde es unter den Habsburgern Bischofssitz. Tausende Protestanten mußten die Stadt verlassen. Der deutsch-tschechische Gegensatz gipfelte dann im 19. Jhdt. in drei großen Vertreibungen. Den 2. Weltkrieg überstand die Stadt ohne größere Zerstöungen. In der sozialistischen Zeit entstanden große Neubaugebiete am Stadtrand, man bewahrte aber die historische Altstadt.
Südlich, hier rechts der Elbe liegt Theresienstadt, das während der kuk-Monarchie eine Garnisonsstadt war und ein berüchtigtes Militärgefängnis hatte. Nach der Besetzung der "Rest-Tschechei" durch Nazi-Deutschland wurde Theresienstadt ein Konzentrationslager. Vor dem 2. Weltkrieg hatte Terezin / Theresienstadt 3500 Einwohner, 1942 hatte man in die Stadt über 58.000 Menschen gepferscht.
Das Panorama entstand aus 14 Hochformataufnahmen mit EOS 600D und EF 70-300 IS @ 110mm, ohne Stativ.
PS: Am 3.1.2012 habe ich aufgrund eines Hinweises von H. Fritzsch das ursprüngliche Panorama durch eine rechts erweiterte Variante, die aus 2 Aufnahmen mehr entstand, ersetzt, weil erst dort Terezin / Theresienstadt zu sehen ist.
Hans-Jürgen Bayer, Sebastian Becher, Jörg Braukmann, Gerhard Eidenberger, Velten Feurich, Felix Gadomski, Martin Kraus, Wilfried Malz, Stephan Messner, Jörg Nitz, Jan Lindgaard Rasmussen, Danko Rihter, Arne Rönsch, Adri Schmidt, Walter Schmidt, Christoph Seger, Jens Vischer
|
|
Comments
Das mit den großen Neubaugebieten sehe ich nicht so kritisch, da ich dabei an die vielen Menschen denke, die dadurch eine doch schöne Wohnung bekommen haben. Ich hätte, als ich vor 50 Jahren mein Studium abgeschlossen hatte, gerne eine solche genommen. Auch heute noch schätze ich die Aussicht, die man von den Wohnungen in solchen Hochhäusern geniesen kann.
Ich bin eigentlich nur mit "Böhmischen Dörfern" programmiert/gespeichert!
( :- ))
Herzliche Grüsse
Walter
Aus meiner Zeit als Reisebusfahrer -sehr oft von Dresden nach Prag- kenne ich die Gegend sehr gut und frage an, ob nicht "Labe" für Elbe richtig wäre. Liebe Grüße aus Deiner Nachbarschaft.
Sie mussen im woertebuch, oder Sie kennen tschechisch, wenigstens so, wie Ich kenne deutsch?
Yo hablo muy pocco espanol, Io capisco italiano, I do not know english, only very little, ich spreche deutsch, Я говорю по-русски,
und Sie?
LG Jörg
L.G. v.
Gerhard.
Solltest Du Dich jedoch an dem irrtümlichen "Labe(m)" stören, so liegst Du zwar richtig, überziehst aber mit Deinem Kommentar total.
danke für die Aufklärung zum "Grausam" Schlagabtausch; ich habe entsprechend gehandelt. Grausam natürlich auch die den alten Stadtkern würgenden Plattenbauten aus der "grausamen" Zeit.
LG Christoph
@ Christoph, das als Schlagabtausch zu bezeichnen, würde noch hingehen, aber das mit der "grausamen" Zeit kann ich, da es unter meinem Panorama steht, nicht unwidersprochen lassen.
Eine grausame Zeit war die, in der, wie ich oben schon angedeutet habe, im Ghetto Terezin (Theresienstadt) 58.000 Menschen zusammengepferscht wurden - auf ein Mal - und bis zum Mai 1945 hatten insgesamt 140.000 in diesem Lager gelebt, dabei sind 38.000 dort umgekommen und 90.000 wurden in die Vernichtungslager weitertransportiert. Hoffentlich kannst Du das ins Verhältnis setzen zu dem, was in der Zeit danach geschehen ist.
LG Christoph
Ein wenig anders sehe ich den im Vergleich dazu nur ganz kleinen Disput was die Plattenbauten betrifft.
Die , die in der DDR oder der CSSR gelebt haben, wissen ganz genau das es dazu ökonomisch gar keine Alternativen gegeben hat. Sie sind ein Teil unserer gelebten Geschichte und haben bei älteren teilweise mehr als das halbe Leben bestimmt. Das hat natürlich nichts mit Schönheit oder architektonischen Kostbarkeiten zu tun und es wird da wo genug Mittel da sind auch schrittweise Veränderungen geben. Ich bin mir auch sicher, das es Christoph auch keineswegs mit der hier auch in den letzten 20 Jahren öfters erlebten "Siegermentalität" gemeint hat, sondern er hat seine Empfindungen über das Bild der Betonbauten vor den schönen Bergen zum Ausdruck gebracht, ohne dabei an unsere Befindlichkeiten zu denken.
Das dies alles sehr schwierig ist und für unsere Generation auch noch schwierig in kommenden Jahren sein wird, steht angesichts der Weltsituation außer Zweifel und so sollten wir hier mit unserem gemeinsamen Hobby die fachliche Diskussion sachlich und fair führen und uns daran erfreuen hier so gute nette und freundliche Gleichgesinnte getroffen zu haben.
Sicherlich werde ich Litomerice (Leitmeritz) vor dem herrlichen Sedlo auch noch zeigen.
LG Velten
Herzlichsten Dank für deinen ausgewogenen und wohl überlegten Kommentar. Ich persönlich freue mich über jedes der schönen Bilder aus dieser mir so unbekannten Gegend, welche für mich heute schwer zu erreichen ist, aber aus dem historischen Kontext heraus doch immer so nahe war. Es ist für mich sehr bereichernd und die Qualität der Arbeiten ist wirklich hervorragend.
Ich möchte nun nur mehr (kurz) auf das Thema Plattenbauten eingehen, der andere historische Themenkomplex ist ausreichend beschrieben und kommentiert. Hier bitte nur so viel - überseht mir meine Anführungszeichen bei "grausam" nicht!
Zur "Platte": Diese ist kein Phänomen bestimmter zentraleuropäischer Staaten sondern ein allgemeines Phänomen einer bestimmten Entwicklungsstufe in Europa; jede große Stadt hat sie errichten müssen um rasch leistbaren Wohnraum zu schaffen und in jeder großen Stadt bereitet sie mittlerweile große soziale Probleme. Vielerorts sind diese Komplex als Trabantenstädte "am offenen Feld" errichtet worden, mancherorts sind sie aber auch gezielt dazu benutzt worden, historische Viertelsstrukturen aufzubrechen. Nur darauf hat sich meine Kritik bezogen, welche am Beispiel Litomerice (Leitmeritz) wie ich zugeben muss eher schlecht platziert war.
Ich führe den Meinungsaustausch zu diesem Thema gerne fort, schlage aber vor, dies aus diesem Forum in unsere Email-Accounts zu verlegen. Abschließend möchte ich mich entschuldigen, falls ich Eure Gefühle verletzt habe, dies war natürlich nie meine Absicht.
Herzlichst Christoph
Wieder nur ein ganz kleiner Hinweis, wo Terezin angezeichnet ist befindet sich das Industriegebiet von Litomerice, in Höhe des Pfeils steht auch das Ortseingangsschild von Litomerice. Terezin beginnt ganz am rechten Bildrand wo der Anfang des Golfplatzes "Kotlina" zu sehen ist der bereits zu Terezin gehört.
Leave a comment