Leider kann man auch hier die tschechischen Namen nicht mit den diakritischen Zeichen schreiben. Über dem C in Ceské und den r in stredohorí müßte ein Häkchen stehen und es müßte wie tsch bzw. rsch ausgesprochen werden, lediglich das ž in Snežnik und das š wie in Milešovka, die dann wie sch ausgesprochen werden, würden gehen.
Aus den kuk-Zeiten, als Böhmen noch zu Österreich-Ungarn gehörte, haben die meisten geografischen Bezeichnungen auch deutsche Namen. Da bei ihrer Verwendung auch revanchistische Bestrebungen unterstützt werden könnten, verwende ich nur in Ausnahmefällen die deutschen Namen.
Die Bilder für dieses Panorama habe ich bei einer von Velten Feurich organisierten Rundreise auf dem höchsten Berg des Elbsandsteingebirges, dem Decinsky Sneznik, gemacht. Die Aussicht vom Sneznik ist eigentlich allumfassend, wenn man die Ränder seiner Hochfläche abschreitet oder wenn man den Aussichtsturm besteigt. Allerdings ist vor allem die Sicht nach Süden selten gut. Wir hatten aber hier schon relativ gute Sichtbedingungen. Das Panoramabild reicht vom Rozovsky vrch (Rosenberg) im NO bis zum Milesovka (Milleschauer) im SW. Mitten durch das Gebiet fließt die Elbe, die aber nur an einer Stelle, in Decin, zu sehen ist.
Die Beschriftung habe ich inzwischen etwas vervollständigt, dabei gemerkt, daß es ein aufwändiges Unterfangen ist. Obwohl ich mehrere gute Unterlagen habe (die von Velten abfotografierten Panoramatafeln, die eine Firma aus Glashütte hergestellt und 2006 im Turm auf dem Sneznik montiert hat sowie die auf UDeuschle's inzwischen wesentlich verbesserten Seiten erzeugten Panorama-Ansichten, die mit den von mir mit Kashmir/Kashbird erzeugten Ansichten übereinstimmen, nur daß wir unterschiedliche Namensdateien zur Verfügung haben, was aber von Vorteil sein kann) ist es sehr schwierig, die vielen so zwischen 500 und 700 m hohen Basaltkuppen des Böhmischen Mittelgebirges richtig zuzuordnen - weil man von oben wie in eine Terrine schaut, in der fast alle hinter- oder nebeneinander zu sehen sind.
Das Panoramabild ist aus 16 breitformatigen RAW-Aufnahmen mithilfe von Canons DPP, PTGui und Adobes PS CS entstanden. Die Aufnahmen habe ich mit einer EOS 450D und dem Sigma 18-125 OS bei einer mittleren Tele-Brennweite, entspr. 130 mm beim KB-Format, gemacht.
Edit: 10/20
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Comments
Auf dem Hohen Schneeberg war ich lange nicht, deswegen ist dieser Blick für mich wie neu.
Ich selbst hatte diesen Sommer nur einen Pano-Versuch im Böhmischen Mittelgebirge, allerdings war die Sicht an jenem sonnigen Septembertag so mies, dass ich euch das Ergebnis nicht zeigen wollte und will. - Immerhin habe ich einen spektakulären Standort gefunden, den ich bei besserer Gelegenheit gern noch einmal aufsuchen werde.
Und ein bisschen Luft nach oben hast du ja notgedrungen noch gelassen, Heinz, weil die Verhältnisse, die du hier vorgefunden hast, zwar ordentlich, aber eben nicht sehr gut waren.
So gut mir das Pano auch gefällt: Was du über tschechische und deutsche Namen schreibst, kann ich nicht unterstützen. Die deutschen Bezeichnungen gibt es nicht, weil Böhmen zu Österreich gehört hat, sondern weil in der Landschaft, die du hier zeigst, jahrhundertelang Deutsche gelebt haben.
Wenn dem nicht so wäre - der kleine Scherz sei gestattet - gäbe es ja auch keinen Grund für den Revanchismus, vor dem du so viel Angst hast, es sei denn, wir unterstellen diesen Revanchismus ausschließlich dem Haus Habsburg.
Aber, ganz im Ernst: Der von dir praktizierte Verzicht auf deutsche Bezeichnungen ist dein gutes Recht.
Ich halte es anders.
Gratuliere!
Gruss Walter
Arne, Du hast nicht zu Unrecht von einer herrlichen Gegend gesprochen. Ich hatte immer das Bild "Böhmische Landschaft mit Milleschauer " von C. D. Friedrich vor Augen gehabt und habe es hier ansatzweise so sehen können. Mich interessieren in solchen Zusammenhängen natürlich auch die alten deutschsprachigen Namen und mir ist auch bekannt, daß der Hauptteil der deutschen Bevölkerung von Böhmen jahrhundertelang in den bergigen Randgebieten gelebt hat. Aber viel wichtiger sind in diesem Zuammenhang wohl die Ereignisse, die sich im 20. Jahrhundert abgespielt haben.
Tetschen habe ich wohl so geschrieben, weil die Dresdner das e so breitziehen. Aber mich würde dabei interessieren, ob Du das richtig findest, daß die alten deutschen Namen zuerst auf den Schildern stehen.
Meine Erfahrungen sind anders. Das Gebiet, das du hier so schön zeigst, gehörte Zeit meines Lebens (also mit permanenter Visumsfreiheit in die Tschechoslowakei und später in die Tschechische Republik) zu meiner Wanderheimat. Insofern habe ich schon als Kind die Namen gelernt und benutzt, die ich entweder gelesen oder gehört habe.
In einigen Fällen (Decin, Usti, auch Liberec) benutze ich seitdem die tschechischen Namen, in anderen (Rosenberg, Hoher Schneeberg, Herrnskretschen oder außerhalb dieses Bildes: Brünn, Budweis, Pilsen, Karlsbad) die deutschen Namen. Zu begründen ist das wohl mit Gewohnheiten und dem Gefühl, dass ich fremdsprachige Namen nicht auch dann noch nutzen muss, wenn ich sie nicht mehr (oder nur mit Mühe) korrekt aussprechen kann. Wer als Deutscher nicht "Prebischtor", sondern "Pravcicka brána" sagt, spricht entweder gern tschechisch oder ist ein bisschen masochistisch im Mundbereich. Beim Rosenberg ist das ähnlich.
Man kann niemandem vorschreiben, welche Teile der Geschichte er wichtiger nehmen soll als andere, aber ich finde nicht, dass das 20. Jahrhundert einziger Bezugspunkt sein sollte, wenn man zurückblickend durch seine nähere Umgebung wandert.
Zu deiner abschließenden Frage, Heinz: Wie mehr oder minder offizielle deutsche Straßenschilder aussehen, ist mir eigentlich fast egal. Seltsam fände ich es schon, wenn an den Autobahnen überall nur "Praha" und nirgendwo "Prag" zu lesen wäre. Aber welcher Name nun zuerst kommt und welcher als zweiter - wichtig ist, dass alle, die da hinfahren wollen, auch ankommen.
"... ein Fehler, um nicht zu sagen ein Verbrechen, dessen sich leider auch in unserem eigenen Vaterlande sehr Viele schuldig machen ... Hieher ist vornehmlich zu zählen der Geist der Zwietracht, den die zwei Volksstämme dieses Landes schon seit Jahrhunderten unter einander nähren ... es hat sich gezeigt, daß auch unter Ihnen der Böhme den Deutschen, und dieser jenen nicht so liebe, wie sich die Mitbürger eines und ebendesselben Landes nothwendig lieben müssen, wenn sie nicht selbst die Ursache ihres gemeinschaftlichen Unterganges sein sollen."
Bolzano analysiert dann eingehend, wobei die Analyse aus verschiedenen Gründen durchaus problematisch ist, u.a. berücksichtigt sie nicht, was Radio Prag am 12.8.2006 schrieb (Dana Martinova):
"Im 13. Jh., also in der Zeit der letzten Premysliden ... erlebte die Besiedlung der bisher noch ungenutzten Böden ihren Höhepunkt. Auf Einladung des Königs kamen Siedler aus den Nachbarländern, besonders Deutsche, die moderne wirtschaftliche Methoden einführten. Dadurch hat sich die Agrarproduktion außergewöhnlich erhöht. Sehr wichtig waren in diesem Zusammenhang die Gründung von Städten sowie der Erzbergbau."
Und was ist schon Revanchismus? Selbstverständlich war der Krieg grausam; die Tschechen haben davon allerdings profitiert (nicht von der Grausamkeit natürlich, relativ zum europäischen Umfeld und natürlich auch nicht im Vergleich mit fiktiver Nichtbesetzung/Nichtkrieg). Zur jüngeren Empfindlichkeit: So wie beim geflügelten Wort, die Deutschen würden den Juden Auschwitz nicht verzeihen, könnte es ja sein, daß die Tschechen den Deutschen die Vertreibung (der Deutschen) nicht verzeihen. Die Dinge sind generationsspezifisch; bekanntlich ist bei jungen Tschechen vieles aus der Geschichte kaum präsent. Wenn sie schon mit dem Prager Frühling 1968 wenig anfangen können, gilt das umso mehr für 1918/19, 1938/45. Erinnert sei übrigens an die (doch nicht grundlose) Unterstützung der Sudetendeutschen durch die tschechischen Kommunisten in den 20er Jahren.
Jetzt tut sich andererseits etwas: etwa das Collegium Bohemicum (Aussig), das dem deutschen Kulturerbe gewidmet ist (entstehendes Museum). Überblick/Diplomarbeit: http://www.sudeten.at/de/dokumente/pdf/znoy.pdf (wirft Schlaglichter auf das niederträchtige Verhalten Österreichs ab 45, das in der Hitliste österr. Verdrängens weit oben steht). In Wien würdest Du Dich wohlfühlen, Heinz, da stehen meist nur tsch. Namen auf den Schildern (Brno zergeht auf der Zunge). Dafür quälen alle (!) Parteien in Ö. seit Jahren die Tschechen unsachlich wegen Temelin (unbeschadet der Problematik). Zwecks Revanchismusbekämpfung die 3,5 Mio. Vertriebenen einschließlich der Toten (die Zahl einmal offengelassen, an einer Hand kann man sie jedenfalls nicht abzählen) wie Luft zu behandeln scheint mir aber deutlich unter der Gürtellinie.
Ich hatte mich inzwischen wieder dem Bild zugewendet und es nochmals überarbeitet. Die starke Betonung des Dunstigen, die dadurch entstanden war, daß ich den Kontrast nur schwach erhöht hatte, hat mir nicht mehr gefallen. Das Panorama habe ich jetzt etwas kontrastreicher gestaltet. Die fernen Berge sind zwar immer noch schwächer gezeichnet, was aber den großen Einfluß des im linken Teil herrschenden Dunstes und des Gegenlichtes im rechten Teil zeigt.
Aber bezüglich der Schreibung deutschen Namenbin bin ich zur Erkenntnis gekommen, daß ich meine Einstellung etwas ändern muß. Dabei spielt die von Dir zitierte Rede von Bolzano eine nicht unwesentliche Rolle.
„Unglücklicherweise ist es notwendig darauf hinzuweisen, dass man [...] den Fehlschluss vermeiden muss, der in den letzten Jahrzehnten häufig gezogen worden ist, als ein Ersatz für die reductio ad absurdum: Die reductio ad Hitlerum. Eine Ansicht wird nicht widerlegt durch die Tatsache, dass sie zufällig von Hitler geteilt worden ist.“
Einen ähnlichen Standpunkt habe ich schon einmal bei einem Panorama von Heinz bei a-p.de verteten, dass von oberhalb des ehem. "Adlerhorsts" aufgenommen war. In Bezug auf diese Diskussion hier meine ich, dass wenn die deutschen Bezeichnungen ältere Wurzeln haben, sie nicht allein durch die Verwendung während der NS-Zeit zum Tabu werden sollten. Ein sensibler Umgang mit dem Thema (und der ist für mich schon dann gegeben, wenn man nicht auf den deutschen Bezeichnungen beharrt, sondern beide angibt) ist selbstverständlich Voraussetzung.
Was die Angabe von Ortsnamen auf Schildern angeht, so ließe sich dies traurigerweise nicht nur in vielen Grenzregionen Deutschlands nachvollziehen, sondern auch in Gebieten mit so genannten Minderheiten wie Sorben oder Friesen oder dergleichen mehr.
Absolut großartig ist die enorme Fleißleistung in der Bestimmung und ich hätte das wohl zeitmäßig , aber auch bei der Arbeit mit diversen Meßgeräten und Karten nicht vollbringen können. Kompliment Heinz auch für viele andere nutzbar (auch für mich)
In diesem Zusammenhang sei auch noch mal die Feststellung untermauert, das die klimatische Situation im Böhmischen Becken , die dem Elbtal den ungeliebten Böhmischen Wind beschert (übrigens ein ofizieller Terminus) nur sehr selten eine solche Sicht ermöglicht, die aber auch noch nicht optimal war.
Zum eher "historisch politischen " Teil der Meinungen möchte ich meine hinzu fügen.
Wenn man wie ich sich eindeutig zur Schuld der Deutschen an den beiden grausamen Weltkriegen bekennt und an dem heutigen Status quo auch keine Abstriche zuläßt und das den benachbarten Völkern auch deutlich zu verstehen gibt, dann kann man durchaus auch die alten Begriffe verwenden und wenn möglich dann beide. Dann muß man auch mal seine "persönliche Faulheit" überwinden , wie es bei meiner Generation bei vielen im Fach Russisch schon der Fall war, und sich mit der slavischen Sprache wenigstens ein wenig beschäftigen.
Da einst schon Humboldt in Begleitung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm der III. die Sicht vom Milleschauer (Milesovka) als eine der schönsten der Welt bezeichnete und ich das auch gerne mal nachvollziehen würde, habe ich mir nach dem "Sneznikbesuch" zwei Karten über das Böhmische Mittelgebirge gekauft, die auch nur tschechisch sind...
LG von Velten
PS vielleicht können wir auch noch mal gemeinsam auf dem Milleschauer ( Milesovka) stehen Heinz
Ganz anders mein "Fotofreund" Velten, von dem mich nicht zwei Generationen trennen. Sein eindeutiges Bekenntnis zur Schuld der Deutschen an den beiden grausamen Weltkriegen und dem heutigen status quo bringt ihn mir noch näher. Und was seine Anmerkungen zum Panorambild betrifft, da möchte ich nur sagen, ich bin sehr daran interessiert, daß er auch eines seiner vielen Panoramen, die er auf der Südseite des Sneznik gemacht hat, hier bringt. Und der Vorschlag mit dem Milleschauer hat mich sehr erfreut.
Im Zuge dessen habe ich mir noch mal alle Schneeberg-Panos auf dieser Seite angeschaut. Meine Frage zu diesem: Warum hast du bei diesem Pano von unten und nicht vom Turm fotografiert?
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