Klagemauer   121174
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Location: Frankfurt am Main, Börneplatz      by: Dieter Leimkötter
Area: Germany      Date: 18.09.2018
11981 Metallquader, eingelassen in die Mauer des jüdischen Friedhofes am Börneplatz erinnern an 11981 Opfer, die der nationalsozialistische Rassenwahn allein in Frankfurt am Main forderte. Sprachlos stand ich davor, gelungen finde ich diese greifbar gemachte Zahl, dargestellt durch 5 Reihen, 50 pro Meter, rund 280 m lang. Jeder enthält einen Namen, steht für ein persönliches Schicksal. Die Inschrift jedes Quaders schließt mit dem Sterbeort. Bei einigen ist dieser unbekannt, bei vielen stehen Ortsnamen wie Theresienstadt, Bergen-Belsen, Dachau, Auschwitz, Solibor, Buchenwald und andere KZ-Standorte.

11981 Menschen, das sind mehr, als mein Heimatort Einwohner hat. Und dennoch sind es nur ein Bruchteil der rund 6 Millionen Juden, die unter der Schreckensherrschaft der Nazis ihr Leben gelassen haben. Allen diesen Opfer auf gleiche Art zu gedenken, benötigte eine 120 km lange Mauer, eine Distanz, die der von meinem Heimatort nach Frankfurt am Main entspricht.

Gerade heute, am 9. November, ist es mir eine Pflicht, den Opfer des Holocaust mit diesem Panorama zu gedenken. Heute jähren sich um 80sten Mal die Novemberpogrome, die den Übergang zwischen der Diskriminierung der Juden und der systematischen Verfolgung markieren. Es entsetzt mich, dass es heute wieder schick wird, zu diskriminieren. Es entsetzt mich, dass heute diese Zeit als „Vogelschiß der deutschen Geschichte“ banalisiert wird. Es entsetzt mich, dass heute wieder „Wer Deutschland liebt ist Antisemit“ skandierend durch Straßen gezogen wird.

Und wenn heute wieder Sätze damit begonnen werden „Man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass ...“ dann ist höchste Zeit, zu zeigen, wohin das schlussendlich führte.



10 HF-Aufnahmen, handgehalten, 18 mm (24 mm KB, geschnitten auf ca. 45 mm), f/8, 1/400 s.
Stitch diesmal mit LR 6, welches hier ein deutlich besseres Ergebnis lieferte als Hugin2018.

Comments

Unendlich viele Sterne für Deine mahnenden Worte!
Herzliche Grüße, Matthias.
2018/11/09 14:20 , Matthias Stoffels
Ich kann mich da nur anschließen.
2018/11/09 14:31 , Arno Bruckardt
Danke für die eindrucksvolle Aufnahme und Deine Worte. In einer zunehmend globalisierten Welt habe ich auch Sorge um solche Tendenzen in anderen Ländern. Es beginnt mit Lüge und Verdrehung der Wahrheit und vielen kleinen Dingen. Es geht mit verbaler Hetze und Hass weiter. Es endet wie hier gemahnt. VG Martin
2018/11/09 20:05 , Martin Kraus
"Das wird man wohl noch sagen dürfen ..." kotz... - und täglich werden die Grenzen des Sagbaren (und Machbaren) neu definiert. Es scheint, dass Menschen die in Freiheit Friede und Wohlstand leben, mit der Zeit diesem überdrüssig zu werden scheinen und leichtsinnig alles verlieren können.
2018/11/09 21:10 , Hans-Jürgen Bayer
Thanks. It is hard to add anything else.
2018/11/09 23:27 , Giuseppe Marzulli
Kein Motiv für Standardbewertung 
Schwierig, sich bei solchen Panoramen nicht zu äußern, ohne sich der Gefahr auszusetzen ins entgegengesetzten politische Lager gerückt zu werden. Da baust du Druck auf. Deinen Worten stimme ich voll zu und in dieser Hinsicht wäre es zu wünschen, dass dieses Bild nach ganz vorne im Ranking kommt. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass das Mahnmal nicht fotogen sein will und es optisch auch nicht sonderlich ist. Es stellt sich für mich auch die Frage, ob man es für ein Panorama so verbiegen darf oder ob man es auch anders präsentieren kann. Denkbar wäre, auch die ganze Mauer abzuschreiten und abzufotographieren. Das ergäbe ein sehr langes, monotones Panorama, man könnte aber jeden Namen lesen. Als Mahnung bin ich für dein Panorama dankbar und ich finde es gerade vor dem Hintergrund gelungen, dass du es gestern hochgeladen hast. Das Präsentieren dieses Motivs entzieht sich in meinen Augen aber einer Standardbewertung und deshalb gebe ich keine ab.
2018/11/10 11:17 , Jörg Braukmann
Verbiegen ...? 
Ich finde diese Projektion gerade deshalb sehr gut gewählt, weil die Mauer dadurch nach beiden Seiten hin uns fast unendlich erscheint. Das unterstreicht und erinnert uns daran, dass außer den hier genannten 11981 Menschen es noch sehr viel mehr Opfer gegeben hat.

Ich finde im Übrigen, man sollte hier immer auch die Auswahl eines Motivs (ist es von Belang oder eher nicht?) mitbewerten können. Ich selbst tue das ohnehin sehr häufig so.
2018/11/10 13:24 , Arno Bruckardt
Genau Arno, der Belang dieses Motivs befindet sich in einer ganz anderen Größenordnung als der der allermeisten anderen Panoramen unserer Sammlung. Daher fällt es mir schwer, den Wert dieses Bildes in der gewöhnlichen Weise mit den Sternen zu quantifizieren oder zwei in Relation zum Thema belanglose Stitchfehler am oberen Rand bei den Stämmen bzw. Blättern anzusprechen. Das mit der Endloswirkung ist sicher ein guter Punkt, Arno. Aber in Wirklichkeit ist die Mauer wohl gerade mit einigen rechtwinkligen Ecken.
2018/11/10 14:45 , Jörg Braukmann
Ach ja, jetzt wo du es sagst. Ich sehe allerdings bis jetzt nur einen Stitchingfehler. @Dieter, könntest du das noch beheben, bitte? Danke.
2018/11/10 14:53 , Arno Bruckardt
Und ja, die Mauer ist wohl im Wesentlichen gerade. Das liegt jetzt an der vermutlich zylindrischen Projektion, dass es hier anders erscheint. Das ist eine wohlbekannte Eigenschaft einer solchen Projektion. Und die Mauer ist in Wirklichkeit auch nicht unendlich.
2018/11/10 14:58 , Arno Bruckardt
Jörg, ich stimme dir zu. Es ist, und soll kein Bild sein, dass in die herkömmlichen Wertungskategorien fällt. Dennoch halte ich gerade hier die Panoramaphotografie für das geeignete Instrument, den Eindruck, den dieses Mahnmal in mir hervorrief, in geeigneter Weise zu präsentieren. Ein Ausschnitt zeigt zwar mehr Details, ein paar wenige Schicksale werden namentlich hervorgehoben, aber das ist nur ein Bruchteil dessen, was hier in so eindringlicher Weise dargestellt ist.

Viel wichtiger ist mir, die Emotionen, die ich beim Betrachten hatte und heute noch habe mit anderen zu teilen. Das Bild steht damit in der Tradition der Bilder #21335, 23845 oder 24144.

Eine Mauer kann nie ein schönes Motiv sein, ausgenommen vielleicht die Chinesische Mauer. Mauern sind abweisend, eintönig. Wenige, wie diese, haben eine besondere Bedeutung und verdienen es daher, gezeigt zu werden.

Ein wesentlich gefälligeres Motiv hätte an dem Tag der Friedhof, der sich hinter diese Mauer verbrigt, gegeben. Ich konnte nur durch das kleine Tor hineinspähen. Wie ich im Rahmen der Recherche zu diesem Bild nun erfahren habe, ist der Schlüssel zu diesem Tor im Museum nebenan erhältlich. Vielleicht findet ja der eine oder andere aus unserem Kreise die Gelegenheit, uns hiervon eine Panoramaaufnahme zu präsentieren.

Zu den Stitchfehlern: Wie bereits erwähnt hat Hugin bei der Verarbeitung der Einzelbilder nur chaotische Versionen geliefert. Ist nicht weiter verwunderlich, bieten die sich regelmäßig wiederholenden Quader wenig Fleisch für Kontrollpunkte. Hugin hat sich daher am Hintergrund orientiert, die Bäume passten, aber die Mauer war grausam entstellt. Ich war froh, dass die Panoramafunktion von Lightroom hier ein einigermaßen zeigbares Bild erzeugte. Leider ist es hier nicht möglich, Bereiche zu maskieren und so diese Stitchfehler auszubügeln.

Aber da auch aus anderen Gründen das Bild keine herausragende fotografische Qualität hat, denke ich, es ist müßig, hier herumzudoktorn.
Besser wäre es, sich nochmals mit dem Motiv zu beschäftigen. Ich bin da eher zufällig hingekommen, unvorbereitet. Um hier qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern wäre nicht nur die Verwendung eines Stativs mit Nodalpunktadapter notwendig. Der extrem weite Tiefenschärfebereich würde nur mit Focusstacking in den Griff bekommbar sein.

Falls sich jemand hier nochmal versuchen will, das beste Licht ist am mittleren Nachmittag, so gegen 16:00 Uhr Sommerzeit, wenn die Fenster der gegenüberliegenden Häuserzeile Lichtreflexe setzen und die hellen Wände für ein weiches Licht sorgen.
2018/11/11 10:50 , Dieter Leimkötter
4 Sterne für das Motiv.
Eine eindrucksvolle Mahnung an das Gebot: Du sollst nicht töten.
Vielleicht könnte man ein Panorama mit fortlaufenden Standorten versuchen.
2018/11/15 14:11 , Franz Kerscher

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